Theaterkarten bestellen
Marionettentheater Schartenhof
Die Entführung aus dem Serail
Vorgeschichte | Die Handlung | Zur Entstehungsgeschichte
 
Vorgeschichte

Belmonte, der Sohn des spanischen Kommandanten von Oran, Lostados, ist auf der Suche nach seiner Verlobten Konstanze, die zusammen mit ihrer englischen Zofe namens Blonde und mit Belmontes Diener Pedrillo auf einer Schiffsreise von Piraten überfallen wurden. Die Piraten verkauften alle drei als Sklaven in die Türkei an einen Bassa Selim. Dieser Bassa war als Christ in Oran aufgewachsen, aber von Lostados unter unwürdigen Bedingungen vertrieben worden; er verließ seine Heimat und brachte es in türkischen Diensten zu Reichtum und Ansehen, und erhielt die Würde eines Bassa (Pascha). Er kaufte Konstanze und deren beide Begleiter von den Piraten, behandelte sie aber nicht als Sklaven, im Gegenteil: Pedrillo erhielt die Oberaufsicht über die Gärten, Blonde blieb zu Konstanzes Verfügung. Im Laufe der Zeit bezauberte Konstanzes Charakter den Bassa so sehr, daß er ihre Liebe gewinnen wollte, aber Konstanze verweigerte sich. Da gelingt es Pedrillo, eine Nachricht an Belmonte zu senden und ihm ihren Aufenthaltsort mitzuteilen. [Seitenanfang]

Die Handlung

Belmonte ist mit einem Schiff bis zum Serail des Bassa Selim gelangt und entschlossen, seine geliebte Konstanze zu befreien. Der listige Pedrillo macht es möglich, ihn als "Baumeister" dem Bassa vorzustellen und ihm Zutritt ins Serail zu verschaffen. Dem widersetzt sich der muselmanische Oberaufseher des Bassa, Osmin, der kein Hehl aus seiner Abneigung gegen Christenmenschen macht. Osmin schöpft Verdacht, daß die Frauen entführt werden sollen, besonders Blonde, die ihm der Bassa zum Geschenk gemacht hat und in die er verliebt ist, die jedoch Pedrillo vorzieht.

Bassa Selim drängt Konstanze, seinem Werben endlich nachzugeben, aber Konstanze ist eher bereit Martern aller Arten, die ihr angedroht werden, ja selbst den Tod zu erleiden als Belmonte die Treue zu brechen. Blonde hingegen erweist sich als resolute Engländerin, die Osmin droht, ihm die Augen auszukratzen.

Die Entführung wird vorbereitet; dazu muß vor allem Osmin ausgeschaltet werden. Diese Aufgabe übernimmt der pfiffige Pedrillo. Er überredet den strenggläubigen Osmin, Allahs Verbot, Wein zu trinken, zu übertreten. Der Zypernwein schmeckt Osmin so gut, daß er bald betrunken ist. Nun scheint die Gelegenheit günstig, die beiden Damen aus dem Serail zu holen und auf das Schiff zu bringen. Aber die Wiedersehensfreude zwischen Konstanze und Belmonte wird unversehens überschattet von Zweifeln, die sowohl Belmonte als auch Pedrillo an der Treue ihrer geliebten Frauen haben; während Konstanze tief betrübt ist, klärt Blonde ihren Pedrillo mit einer Ohrfeige auf. Durch dieses plötzlich aufkommende Mißtrauen ist viel Zeit verloren gegangen, und als die umsichtig vorbereitete Flucht endlich beginnen soll, scheitert sie. Die Wachen schlagen Lärm und Osmin scheint zu triumphieren. Der herbeigeholte Bassa Selim ist zutiefst betroffen über den Verrat und kündigt schwere Bestrafung an, zumal er erfährt, daß Belmonte der Sohn seines Todfeindes ist. Konstanze und Belmonte beklagen ihr Schicksal, den sicheren Tod vor Augen. Aber just in dem Augenblick, da die beiden aus dem Munde des Bassa ihr Urteil erwarten, nimmt das Singspiel eine überraschende Wendung: Bassa Selim will nicht Gleiches mit Gleichem vergelten und entläßt Konstanze und Belmonte, und auch - sehr zum Ärger Osmins - Blonde und Pedrillo in die Freiheit: "Wen man durch Wohltaten nicht für sich gewinnen kann, den muß man sich vom Halse schaffen". Mit dem Chor der Janitscharen "Bassa Selim lebe lang" endet das Singspiel. [Seitenanfang]

Zur Entstehungsgeschichte

Obwohl Mozart zweifellos als der Komponist gelten darf, der in allen Musikgattungen Unvergängliches geschaffen hat, so war es doch zeitlebens sein stärkster Wunsch, Opern zu schreiben. Und so ist es sicher kein Zufall, daß Mozart schon Jahre vor seiner Übersiedlung nach Wien sich darum bemühte, einen kaiserlichen Auftrag zur Komposition einer Oper zu erhalten. Oper bedeutete damals Hofoper, da die kleineren Bühnen und Wandertheater nicht in der Lage waren, ausreichend gute Sänger oder Orchester hierfür bereitzustellen.

Sofort nach der Aufkündigung des verhaßten Dienstes beim Salzburger Erzbischof und gleich nach seiner Ankunft in Wien 1781 setzte Mozart seine Beziehungen ein, um endlich den erhofften Auftrag für ein deutsches Singspiel zu erhalten. Die Gelegenheit war günstig, da Kaiser Josef II. gerade das deutsche Nationaltheater eingerichtet hatte, um den Einfluß der Italiener, die das Musikleben beherrschten, zurückzudrängen.

Und Mozart hatte Glück: im kaiserlichen Auftrag erhielt er von Gottlieb Stephanie d.Jüngeren, damals einer der einflußreichsten Autoren in Wien, ein Textbuch, das dieser allerdings einem bereits existierenden Libretto von Friedrich Bretzner entnahm, nämlich der "Operette in drey Akten Bellmont und Constanze oder Die Entführung aus dem Serail". Türkenstoffe waren damals auf dem Theater große Mode (ebenso wie türkische Kleidung in Wien zum Straßenbild gehörte). In zahlreichen Sprechstücken und Operetten bzw. Singspielen war das fremdartige und exotische Türkensujet dominierend.

Mozart machte sich mit ungeheurem Eifer an die Arbeit. Innerhalb von drei Wochen stellte er den 1. Akt fertig, wobei er bereits einige Änderungen im Libretto vornahm, in erster Linie wegen der Sänger, die ihm zur Verfügung standen und die zu den Spitzen des Hofopern-Ensembles gehörten. Als ein besonderes Charakteristikum erwähnt Mozart in einem Brief an seinen Vater: "....Die Sinfonie, den Chor im ersten ackt, und den schluß Chor werde ich mit türckischer Musick machen....." (1.August 1781). Gemeint sind die einen spezifischen Klang erzeugenden (und in der Partitur aus Platzmangel von Mozart zum Teil gesondert herausgeschriebenen) Instrumente: Triangel, Becken und große Trommel. Mozart hat sie über die im Brief erwähnten Stellen hinaus auch in Osmins Arie "Solche hergelaufnen Laffen..." und im Marsch der Janitscharen verwendet. Die Eile, mit der Mozart ans Werk ging, war begründet: er hoffte, die Oper würde zum Empfang des Großfürsten von Rußland in Wien uraufgeführt werden. Josef II. änderte aber seine ursprüngliche Absicht und es wurden zwei Opern von Gluck ("Alceste" und "Iphigenie auf Tauris") gegeben. Mozart nutzte die dadurch gewonnene Zeit, um bis in Details hinein am Libretto Umstellungen und Änderungen vorzunehmen, um auch vom Text her Individuen anstatt Typen zu schaffen und selbstverantwortetes Handeln anstelle von schicksalhaft vorgegebenem Tun auf die Bühne zu bringen. Aus den Briefen an seinen Vater ergibt sich ein deutliches Bild, wie sehr Mozart am Text beteiligt ist: "Bey einer opera muß schlechterdings die Poesie der Musick gehorsame Tochter seyn......um so mehr muß Ja eine opera gefallen wo der Plan des Stücks gut ausgearbeitet; die Wörter aber nur blos für die Musick geschrieben sind, und nicht hier und dort einem Elenden Reime zu gefallen...." (13. Oktober 1781). Und überdeutlich wird klar, wie sehr Mozart sich vom üblichen Klischee entfernt, wenn seine Musik zum Ausdruck von Empfindungen wird: "...Nun die aria von Bellmont in A dur. O wie ängstlich, o wie feurig, wissen sie wie es ausgedrückt ist - auch ist das klopfende liebevolle herz schon angezeigt - die 2 violinen in oktaven. - dies ist die favorit aria von allen die sie gehört haben, auch von mir. - und ist ganz für die stimme des Adamberger geschrieben. Man sieht das zittern - wanken - man sieht wie sich die schwellende brust hebt - welches durch ein crescendo exprimirt ist - man hört das lispeln und seufzen - welches durch die ersten violinen mit Sordinen und einer flaute mit in unisono ausgedrückt ist.- ..." (26. September 1781).

Ende Mai 1782 ist die Komposition beendet und die Proben, unterbrochen durch eine Grippe-Epidemie, beginnen. Die Uraufführung am 16. Juli 1782 im k.k. Nationaltheater nächst der Burg in Wien war, ungeachtet einiger Intrigen, ein sehr großer Erfolg, sicher der größte, den Mozart zu seinen Lebzeiten in Wien erleben konnte. Die Oper wurde erst nach 15 Wiederholungen abgesetzt. Innerhalb von drei Jahren haben zahlreiche Opernhäuser in Europa "Die Entführung aus dem Serail" in ihren Spielplan aufgenommen, so Prag, Warschau, Bonn, Mainz, Mannheim, Köln, Weimar, Salzburg, Preßburg, Rostock, Riga und andere. Sie ist heute fester Bestandteil im Repertoire aller großen Bühnen der Welt. [Seitenanfang]

Max Wichtl

Start | Figuren | Bühne | Ensemble | Repertoire | Spielplan | Galerie | Presse | Karten

Im Schartenhof, Obere Bergstraße 12, 35216 Biedenkopf-Eckelshausen, info@schartenhof.de